Donnerstag, 6. Mai 2010

Drogen im Poker

Dies ist ein Thema, was in letzter Zeit öfters aufkam. Ein trüber Blick am Pokertisch, nachts auf der Toilette vom Club, beim Cashgame in der Suite, immer wieder holt jemand das weisse Pulver raus oder es kommt die obligatorische Frage „hast Du was dabei?“.
Ich bin selber kein Unschuldsengel und hab auch mal ein Tütchen Grass geraucht, aber regelmässig oder das härtere Zeugs!?
Die meisten Jungs haben ein echt geiles Leben. Geld wie Heu, Traumlocations und – zumindest die meisten – Frauen ohne Ende. Living the dream, das ist es wirklich. Warum muss man sich da noch mit Drogen zuknallen? Kann man da nicht mal seinen Kopf einschalten und überlegen, wie es einem in einem Jahr gehen wird?

Ich hab mir mal ein paar Gedanken dazu gemacht und einige Gespräche rekapituliert. Es gibt zwei Typen von Pokerspielern, welche mit den Drogen anfangen.
Die einen suchen den neuen Kick. Das sind meist die, welche auch im Poker immer wieder alles riskieren, für einige Wochen Millionen in der Tasche haben und dann wieder alles verzocken. Sie gehen öfters mehr oder weniger broke, aber durch ihr Pokertalent fällt es ihnen leicht, an den kleineren Limits schnell wieder eine Bankroll aufzubauen.
Drogen sind einfach nur der nächste Schritt auf der Leiter. Der Kick des grossen Geldes im Poker lässt langsam nach, in den besten Hotels der Welt waren sie schon, Sex mit Prostituierten in allen erdenklichen Kombinationen hatten sie schon – fehlen noch Drogen.

Der zweite Typ nimmt das Zeugs, um sein Poker zu verbessern. Nach ner durchgemachten Nacht stehen zehn Stunden Turnier an oder online geht der Fisch einfach nicht pleite, aber man spielt schon seit achtzehn Stunden. Eben ne Line und alles geht wie von selbst. Diese Jungs sind meist eigentlich gar nicht blöd und machen es als was Einmaliges. Komischerweise hört man ein Jahr später immer noch die gleichen Sprüche wie „das war diesmal wirklich das letzte Mal“ oder „heute muss ich nochmal abgehen, aber dann hör ich auf“.

Ihr fragt euch sicher, wie ich auf das Thema komme. Ein „Freund“ von mir, nennen wir ihn Marc, ist in diese Scheisse reingerutscht.

Bevor ich fortfahre, sollte ich den Begriff „Freund“ in der Pokergesellschaft etwas näher definieren. Fast jeder kennt jeden, man hängt zusammen ab und macht Party. Aber was die Leute wirklich verbindet ist eigentlich nur das Geld. In den Hotels jemand kennen, zusammen einen drauf machen, Leute fürs Cashgame oder einfach nur für ne Runde Kopf oder Zahl um 10k zu haben, darum geht’s. Geht jemand Pleite oder ist aus anderen Gründen nicht mehr dabei, erlischt dieser „Freundeskreis“ schlagartig.
Ich kenn das alles und find es ehrlich gesagt auch gar nicht schlecht so. Viele der Jungs sind zwar super zum Party machen, aber sind keine Leute mit denen ich so engeren Kontakt wollte. Trotzdem gibt es Ausnahmen und eine dieser Ausnahmen war Marc.

Marc und ich kennen uns schon seit einigen Jahren. Er hat mir in meiner Anfangszeit ein paar echt wertvolle Tipps gegeben, welche Leaks es noch in meiner Pokergame geben würde. Wir haben uns richtig gut verstanden und wurden auch nach normalen Massstäben Freunde.
Vor etwa einem halben Jahr fing Marc mit Drogen an. Soweit ich es mitbekommen hab erst unregelmässig, wenn er unter Stress stand oder ein großes Pokergame anstand. Mit der Zeit dann täglich. Ich hab ein paar Mal erfolglos probiert ihn davon abzubringen. Vor einer Woche hab ich nochmal einen letzten Versuch gestartet, mit aller Vehemenz und Lautstärke. Das Resultat ist, dass er mich mittlerweile komplett ignoriert, und ich sogar abends in einigen Cashrunden nicht mehr erwünscht bin. Sprüche wie „Du bist zu uncool, Mann“ oder „verklemmter, langweiliger Noob“ kommen dort.

Was soll man da machen? Image ist eben alles.

Meine wahren Freunde finden sich ausserhalb der Szene. Wie Du Henry.

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